Freitag, 24. Juni 2016

Go Namibia! Go Germany!



Seit Mitte Mai, nach unserer Rückkehr aus Simbabwe, wurde es plötzlich unglaublich kalt in Windhoek. Morgens, für den Schulweg, lässt es sich ohne Winterjacke, Schal und Mütze kaum aushalten und auch tagsüber ist es ohne Pullover meist zu kalt. Da wir keine Heizung im Zimmer haben und es nachts teilweise Minusgrade hat mussten wir uns alle zusätzliche Kuscheldecken kaufen und legen uns meistens mit Wärmflaschen und Tees in unsere Betten. Afrika ist also doch nicht immer heiß ;)

Letzte Woche fand die sogenannte „Wellness-Woche“ statt. Einige Schulkinder wurden ausgewählt und durften den Fernsehsender nbc besuchen, wo verschiedene Spiele und Aktivitäten zum Thema Gesundheit und Fitness stattfanden. Freitags schlossen alle Schulen bereits um 10 Uhr, da alle Lehrer die Möglichkeit bekamen, an einem kostenlosen Gesundheitscheck teilzunehmen. Neben allgemeinen Gesundheitstest wurde auch auf Krankheiten wie Diabetes und HIV getestet. Anschließend fanden verschiedene Aktivitäten und Sportspiele statt. Grundsätzlich eine ziemlich gute Idee, leider gab es für die gesamte Khomas Region nur ein einziges Testcenter, sodass die Schlangen unendlich lang waren und wir uns nach einem kurzen Besuch wieder auf die Heimfahrt machten.

Aufgrund der gestarteten EM und dem sogenannten „COFASA Cup“, an welchem alle Länder des südlichen Afrikas teilnahmen, spielte auch der Fußball in den letzten Wochen eine große Rolle in unserem Alltag. Alle Deutschland Spiele schauten wir gemeinsam in der „Supporters Sportsbar“ oder bei unserem Mentor Max zuhause. 

Da Namibia der Sieger des letztjährigen COFASA Cups war, finden die Spiele dieses Jahr alle in Windhoek statt. Wir entschlossen uns, das Viertelfinalspiel Namibia gegen Botswana live im Stadion anzuschauen. Ein Ticket kostete umgerechnet circa 1,20€, was mit europäischen Länderspielpreisen natürlich kaum zu vergleichen ist. Alle Namibier waren im Fußballfieber und gefühlt jeder wollte einen Platz im Stadion, um das große Spiel zu verfolgen. Dementsprechend war es auch überfüllt und die Security überfordert, sodass letzten Endes überhaupt keine Tickets mehr kontrolliert wurden und jeder, der Zeit hatte, ins Stadion kommen konnte. Wir hatten dennoch Glück und erwischten relativ gute Plätze. Nach Ende der Spielzeit stand es 1-1 unentschieden, leider verlor Namibia schließlich beim Elfmeterschießen. 



Freitag, 10. Juni 2016

Typisch namibisch!



Nach unseren letzten, erholsamen Ferien geht es jetzt in unseren letzten Schulabschnitt. Ziemlich genau 2 Monate bleiben uns noch bevor wir dann auch schon wieder Abschied nehmen müssen.

Nun möchte ich euch aber noch ein bisschen von unserem Alltagsleben, den Unterschieden zu Deutschland und den Eigenheiten der Namibier berichten.

Von unserer Gastfamilie wurden wir anfangs immer etwas schief angeschaut, als wir uns mittags nach der Schule und zum Abendessen alle gemeinsam an den Tisch gesetzt, gekocht und gegessen haben. Hier ist es üblich, dass einer kocht und sich jeder, wann er eben Hunger bekommt, seinen Teil nimmt und diesen irgendwo im Stehen oder auf dem eigenen Zimmer ist.
Zudem kochen, putzen und spülen eigentlich nur die Frauen, sodass unsere Jungs schon mehrmals beim Abwaschen oder Wäsche aufhängen gefragt wurden, wieso sie das denn nicht die Mädels machen lassen würden.

Besuch von außerhalb ist, vor allem für Mädels, ein Tabu, sodass nicht einmal unsere dreißigjährige Gastschwester ihre (vor allem männlichen) Freunde mit nach Hause bringen darf. 

Die Essgewohnheiten der Namibier unterscheiden sich zudem ziemlich von denen der Deutschen. Gegessen wird nicht wie in Deutschland dreimal am Tag, sondern meist nur ein- oder zweimal am Tag und zwar früh morgens und spät abends. Dann gibt es eigentlich so gut wie immer Fleisch und als Beilage Porridge, Kartoffeln oder Nudeln. Eine Mahlzeit ohne Fleisch ist außerdem keine richtige Mahlzeit und Hähnchen zählt dabei gar nicht richtig zu den Fleischsorten. Um zudem auszugleichen, dass nur einmal pro Tag gegessen wird, kommt dann pro Person gefühlt ein Liter Öl in’s Essen. 

Typisches "Kapana" - gegrilltes Rindfleisch und "Fatcakes"



Außerdem lieben die Namibier alle Sorten von Fast Food, an jeder Ecke ist ein KFC oder ein anderes Fast Food Restaurant zu finden. Dazu gibt es alle möglichen Sorten von „Cooldrinks“ (meist grüne, rote oder orange Getränke, die eigentlich nur nach Zucker schmecken).

Das Frühstück meiner Schulkinder besteht meist aus Chips oder den sogenannten „Fatcakes“, das sind in Öl frittierte, süße Teigbällchen. 

Ist es mal wieder kurz vor Ende des Monats – also kurz vor Zahltag – haben viele Menschen kein Geld mehr und werden dann auch entsprechend kreativ, was das Essen angeht und es gibt dann auch einfach mal Mahlzeiten wie Zuckerwasser oder Nudeln/Reis mit Öl und Zucker. 

Öffentliche Verkehrsmittel in Windhoek bedeutet Taxis. Diese findet man immer, überall und wird dann sogar angehupt, wenn der Fahrer einen mitnehmen möchte. Im Taxi bezahlt man dann nur für den eigenen Platz, in den meisten Fällen um die 60 Cent, was bedeutet, dass die Taxis meist randvoll gestopft werden, bis jeder Sitz besetzt ist. Anschnaller werden nur auf den vorderen Plätzen benutzt und im Notfall wird auch unsere gesamte Gruppe mit 6 – 10 Personen in einem einzigen Taxi mitgenommen.

Momentan ist Winteranfang und nachts kann es bereits um die 0 Grad haben. Heizungen gibt es keine, was bedeutet, dass man sich in Pullover und viele Lagen von Decken einkuscheln muss, um  beim Schlafen nicht zu frieren. Dicke Winterdecken gibt es nämlich auch nicht zu kaufen, da bleibt nur die Zwiebelschichtenlösung, Wärmflaschen und heiße Tees.

Namibier sind unglaublich freundliche und gesellige Menschen, zur Begrüßung wird man immer gleich gefragt wie es einem geht und man lernt schnell neue Leute kennen. Zudem sind die Menschen sehr offen und unvoreingenommen. Oberflächliche Aspekte wie Kleidung, Frisuren oder Ähnliches spielen eine viel geringere Rolle als in Deutschland. Auch in der Schule fällt es immer wieder auf, dass die Kinder sich untereinander kaum hänseln, sondern eher gegenseitig helfen.

Auch mit dem Thema HIV wird offen umgegangen. Vor allem im Stadtteil Havana ist die Rate der HIV-Infizierten erschreckend hoch. Auch in meinen Klassen gibt es einige infizierte Kinder, welche regelmäßig das Klassenzimmer verlassen müssen um ihre Medikamente zu nehmen. Die anderen Kinder wissen von der Krankheit, trotzdem wird keiner ausgeschlossen, sondern jeder gleich behandelt. Dennoch wissen die Kinder Bescheid, dass sie vorsichtig sein müssen und einen Lehrer informieren, sollte sich jemand das Knie aufschlagen oder Nasenbluten bekommen.

Zum Schluss gibt es noch ein paar Ovambo-Weißheiten:
-          Wer abends die Sterne zählt, pinkelt nachts in‘s Bett!
-          Wer seinem Freund / Freundin Schuhe kauft riskiert, dass er/sie damit wegrennt!
-          Geld beim Bezahlen oder Gewürze am Essenstisch dürfen niemals hinter dem Rücken eines anderen gereicht werden!
-          Wer gemeinsam mit dem Partner duscht, wäscht die Liebe ab!
-          Geld auf dem Bett bringt Unglück!
-          Wer gemeinsam nach Hause kommt muss dasselbe Tor / dieselbe Tür benutzen!

Sonntag, 15. Mai 2016

Von Ruinen und Wasserfällen



Nachdem die Abschlussexamen an der Havana Primary School geschrieben und korrigiert waren, wurden dann auch die Herbstferien eingeläutet. Den kompletten Mai haben die Schüler frei, bis sie dann in den zweiten Jahresabschnitt starten, welchen ich nicht einmal mehr ganz mitbekommen werde. Gerade einmal zweieinhalb Monate bleiben mir noch. Die Zeit rennt, rennt, rennt…

Um noch einmal einen anderen Teil vom Süden Afrikas zu sehen, entschlossen wir uns zu einer zehntägigen Backpacking-Tour in Simbabwe. Knapp vier Stunden flogen wir von Windhoek nach Harare, der Hauptstadt Simbabwes, mit Zwischenstopp in Lusaka in Sambia. 

Angekommen mussten wir uns zunächst einmal für die Visumsvergabe anstellen und fuhren anschließend mit dem Taxi in das ‚It’s a small world‘ Backpackers, wo wir drei Nächte im ‚Kilimanjaro‘ 12-Bett-Dorm verbrachten.

Da die Währung Simbabwes vor wenigen Jahren zusammenbrach, wird nun mit US-Dollars bezahlt. Überrascht (und natürlich auch ein wenig besorgt über den weiteren Verlauf unserer Reise) waren wir, als uns beim Versuch Geld abzuheben immer wieder gesagt wurde ‚There’s no money in this ATM‘. Schließlich wurden wir aufgeklärt, dass sich Simbabwe noch immer in einer Geldkrise befindet und zu wenig Geld im Umlauf ist, sodass es nicht selten passiert, dass alle Geldautomaten leer sind. Am nächsten Morgen hatten wir dann jedoch Glück und fanden einen einzigen funktionierenden Automaten, sodass wir gleich genug Geld abhoben um uns die nächsten Tage zu versorgen.

Im Gegensatz zu allen anderen Ländern, welche wir bisher besucht hatten ist Simbabwe außerdem extrem teuer. Eine 500g Packung Müsli kostet im Supermarkt zum Beispiel umgerechnet 8€.

Besonders auffällig in der Innenstadt Harares war für uns außerdem, dass wir die einzigen Weißen und außerdem fast die einzigen Touristen waren. Wie sich später herausstellte hängt das mit der Landenteignung der weißen Bauern in Simbabwe und dem korrupten Präsidenten zusammen. Denn obwohl insgesamt 5 Weltkulturerbe in Simbabwe zu finden sind, waren wir, abgesehen von den Victoriafällen, meist die einzigen Besucher an den Attraktionen.



Von Harare aus machten wir einen Tagesausflug an die sogenannten „Chinhoyi Caves“. Über zwei Stunden dauerte die Fahrt mit dem offenen Safariauto, welche sich ziemlich windig und kalt gestaltete.
An der Höhle angekommen, folgten wir einem kleinen Rundweg und konnten die Höhle mit dem unglaublich strahlenden, blauen Wasser bewundern. Die Tiefe der Höhle ist unbekannt und konnte noch nicht gemessen werden, doch die unendliche Tiefe ist vermutlich auch der Grund, für das klare, blaue Wasser. Selbst an den Decken wurde die blaue Farbe reflektiert und wirkte wie eine Beleuchtung.


Auf dem Rückweg nach Harare machten wir einen spontanen Zwischenstopp auf einer Tabakplantage und wurden vom Besitzer herumgeführt. Von der Ernte bis zum Verpacken konnten wir alle Schritte beobachten und durften uns sogar in die über 70°C heiße Trockenkammer wagen. In der eigentlichen Fabrikhalle arbeiteten unzählige Frauen und Männer und verarbeiteten die Tabakblätter. Dabei trugen sie keinerlei Mundschutz und man hörte ein durchgängiges Husten im gesamten Raum, sogar uns fiel nach wenigen Minuten das Atmen schwer und wir waren froh, wieder an der frischen Luft zu sein.




Am vierten Tag ging es dann weiter in vier Stunden entfernte Masvingo. Auf der Busfahrt standen immer wieder Männer auf, um im Bus zu predigen oder Zahnbürsten, Schokolade und Taschenlampen zu verkaufen. Ab Masvingo fuhren wir mit einem typisch afrikanischen Minibus weiter ans „Great Zimbabwe“.
 
Gemeinsam mit einem Guide besichtigten wir die Ruine der ehemaligen Königsresidenz, nach welcher das gesamte Land benannt wurde. Zunächst erklommen wir den Berg, auf welchem sich die Schlossruine des Königs befand, von welchem aus man einen tollen Ausblick auf die „Great Valley“ und die frühere Unterkunft der Königin hatte. 



Insgesamt fast zweihundert Frauen hatte der ehemalige König von Simbabwe, alle waren sie im Dorf um den Schlossberg untergebracht. Die Königin und die „meistgeliebte“ Frau des Königs hatten dabei ihre eigenen Unterkünfte, welche aus Stein erbaut wurden.



Nach der Besichtigung machten wir noch einen kleinen Abstecher in ein traditionelles „Shona“-Dorf, wo wir mit einem traditionellen Tanz begrüßt wurden.



Die anschließende Nacht verbrachten wir als einzige Gäste in einem ziemlich heruntergekommenen und verlassenen 36-Bett-Schlafsaal, welcher eher einer Horrorfilmkulisse glich. Auch die Fledermäuse in den Dächern trugen nicht dazu bei, dass wir uns wohler fühlten, sodass wir am Ende einfach das Licht beim Schlafen anließen.



Am nächsten Morgen fuhren wir dann auch schon weiter nach „Bulawayo“, unserer nächsten Station der Rundreise. Von dort aus besichtigten wir die „Khami-Ruinen“, welche der Sohn des Königs, welcher in Great Simbabwe regierte, bauen ließ. Er wollte sein eigenes Königreich schaffen, flüchtete vor seinem Vater und suchte hier Schutz vor seinen Feinden.



Nach einem kurzen Mittagessen im Minibus fuhren wir weiter zum „Matopo Nationalpark“, wo wir erstaunliche Felsformationen bewundern konnten. Unter anderem gab es hier den Felsblock, welcher „chinesischer Mann“ genannt wird.



Außerdem konnten wir noch einige Felsmalereien begutachten, bevor es nach einem wunderschönen Sonnenuntergang wieder zurück in unser Backpackers ging.



Ein kurzer Besuch eines Secondhand Marktes und des Arts & Crafts Marktes beendeten schließlich unseren Aufenthalt in Bulawayo. Nächster Stopp: Victoria Falls.

Bereits im Dezember hatten wir die höchsten Wasserfälle der Welt besichtigt, allerdings von der sambischen Seite. Außerdem waren die Fälle nun, gegen Ende der Regenzeit, um einiges voller, als sie bei unserem letzten Besuch gewesen waren. In der gesamten Stadt war der Sprühnebel der Fälle zu spüren und nach unserer Rundtour waren wir wortwörtlich triefend nass. 



Nach einem letzten Abend in Sambia, welches von den Victoriafällen zu Fuß zu erreichen war, machten wir uns auf die 22-stündige Busfahrt, zurück ins ruhige Windhoek.