Um uns der namibischen Kultur ein wenig anzupassen und etwas neues auszuprobieren, haben ein paar meiner Mitfreiwilligen und ich uns typisch afrikanische Rastazöpfe flechten lassen. Insgesamt fast vier Stunden dauerte es, meine 167 Zöpfchen einzuflechten, aber das Ergebnis hat sich auf jeden Fall gelohnt. Überall werden wir auf unsere Haare angesprochen und immer wieder bekomme ich zu hören, dass ich nun aussehe wie eine echte Namibierin.
Nun bin ich also in der 4B und wieder eine sehr, sehr junge Lehrerin, mit der ich mich allerdings super verstehe. Sie würde die Kinder niemals schlagen und man spürt direkt das freundschaftliche und entspannte Verhältnis zwischen ihr und ihrer Klasse. Ich darf nun meine eigenen Ideen in den Unterricht mit einbringen und selbst entscheiden, welche Stunden ich übernehmen möchte. Auch bei den Fächern habe ich freie Auswahl, denn in der vierten Klasse ist es noch üblich, dass ein Lehrer alle Fächer bei derselben Klasse unterrichtet.
Eine kleine Hürde stellt die Sprache in meiner neuen Klasse dar, da die Viertklässler noch kein perfektes Englisch sprechen und somit die Mitschüler manchmal für die Schüler übersetzen müssen, welche mich nicht ganz verstehen. Alles in allem, klappt das jedoch ganz gut und da meine Lehrerin nun für eine Woche frei hatte, da sie selbst noch ihre Lehrerexamen schreiben musste, konnte ich mich schon super mit der Klasse anfreunden. Jeden Tag werde ich begeistert nach deutschen Übersetzungen gefragt und wenn ich morgens das Klassenzimmer betrete werde ich mit Sätzen wie 'Guten Morning. How geht es dir?' begrüßt.
Nun stehen aber gerade die Examen an und danach ist erstmal fleißig korrigieren angesagt, bis dann am 27. November auch schon die Ferien beginnen. Zehn Tage werden wir dann noch in Windhoek verbringen, um uns ein wenig zu erholen und die letzten Reisevorbereitungen zu treffen, bevor es dann am 8. Dezember auf große Nordenrundreise geht.
Bereits zweimal diesen Monat waren wir zu Besuch bei unseren Mitfreiwilligen in Rehoboth und ich muss sagen, ich habe mich total in die eher ländlich wirkende Stadt, welche eine Stunde südlich von Windhoek liegt, verliebt.
Nicht nur, dass Rehoboth inmitten von Bergen und Natur liegt, beim Blick auf das Städtchen hat man fast den Eindruck auf einen Wald, anstatt auf eine Stadt zu schauen, da es einfach unglaublich grün dort ist. Außerdem kommt es nicht selten vor, dass einem mitten in der Stadt eine Kuh- oder Pferdeherde entgegen kommt, da die Farmer hier ihre Tiere einfach frei herum laufen lassen.
In nicht einmal zwanzig Minuten erreicht man von der WG unserer Mitfreiwilligen aus einen kleinen Berg, wovon man einen wunderbaren Blick auf die ganze Stadt hat. Die gesamte Landschaft um Rehoboth ist in etwas so, wie man sich die afrikanische Natur vorstellt: trocken, steinig und dürr, aber trotzdem einfach wunderschön.
Natürlich wollten wir uns auch in Rehoboth mal wieder den Sonnenuntergang vom Berg aus anschauen. Obwohl wir uns langsam daran gewöhnen sollten, ist es dennoch jedes Mal wieder auf's Neue einfach atemberaubend schön, wenn der Himmel anfängt sich orange-rot zu färben und die Sonne dann innerhalb weniger Sekunden hinter'm Horizont verschwindet.
Circa 7 Kilometer von Rehoboth entfernt liegt der Oaranob-Stausee, in welchem man sogar schwimmen gehen kann. Daher entschlossen wir uns letztes Wochenende zu einem kleinen Ausflug, da in Windhoek momentan sogar die Schwimmbäder wegen Wassermangels geschlossen sind. Eineinhalb Stunden dauert der Fußmarsch entlang der Straße, bzw. eher der Schotterpiste, - eigentlich. Wir bekamen den Tipp, eine kleine Abkürzung zum Damm zu nehmen, welche uns zudem noch durch die Natur führen sollte, sodass wir nicht die ganze Strecke die Straße entlang laufen mussten.
Allerdings klappte das mit der Orientierung in der Natur dann doch nicht so gut, sodass wir uns plötzlich irgendwo im nirgendwo wiederfanden und praktisch kein Weg mehr in die richtige Richtung führte. Trotzdem gaben wir nicht auf, kämpften uns durch Sträucher, über Steine und stiegen Abhänge hinunter. Die Landschaft war einfach atemberaubend schön und wir genossen trotz sinkender Hoffnung, den Damm noch zu erreichen, die beinahe unberührte Natur. Schließlich stießen wir auf ein paar Hütten, in welchen eine Familie mit ihrer Ziegenherde lebte. Sie bestätigten uns, dass wir uns, trotz Umwegen, auf dem richtigen Weg befanden, also marschierten wir fleißig weiter.
Die mit aufsteigender Sonne immer stärker werdende Hitze machte uns zudem zu schaffen und bereitete uns allen wunderbar krebsrote Sonnenbrände. Die Freude war daher umso größer, als wir schließlich auf das von Bäumen umringten Flussbett stießen, welchem wir nun bis zum Damm folgen konnten.
Im Schatten war es dann auch gleich viel angenehmer, sodass die letzen zwei Stunden Fußmarsch fast wie im Fluge vergingen. Trotz Umwegen hat sich der Ausflug in die Natur aber auf jeden Fall gelohnt und wir haben die Zeit inmitten der Natur sehr genossen. Nach fast vier Stunden erreichten wir dann schließlich auch den Damm und stürzten uns natürlich gleich ins kühle Wasser.
Der Damm liegt inmitten von einer bergigen Landschaft und von einem etwas höher angelegten Pool kann man die wunderbare Aussicht auf das Wasser und die angrenzende Landschaft geniesen.
Außerdem gibt es in Rehoboth sogar zwei Zebraherden und eine Giraffe, welche in der Nähe des Damms leben. Leider hatten wir bei unserem Besuch nicht so viel Glück und konnten sie leider nirgends entdecken, dafür stießen wir auf unserem Rückweg nach Hause noch auf ein paar Straußen.
Aber es wird sicher nicht unser letzes Mal dort gewesen sein und ich bin mir sicher, dass ich während meiner verbleibenden 8 Monate in Namibia bestimmt noch das ein oder andere Mal auf Zebras treffen werde.
Hier gibt's noch ein paar Fotos von unseren Rehoboth-Trips, die ich euch nicht vorenthalten möchte :)