Freitag, 29. April 2016

Farmleben im Owamboland


Da unsere Gastmama Rebecca uns immer wieder von ihrer kleinen Farm im Norden erzählte, beschlossen wir, sie bei ihrer nächsten Reise dorthin zu besuchen, um zu sehen, wie das Leben in einem traditionellen Ovambo-Dorf so abläuft.

Insgesamt 12 Stunden dauerte die Busfahrt nach Oshakati, wo wir um 4 Uhr morgens ankamen und von einem Bekannten von Rebecca abgeholt wurden. Sie hatte uns zuvor strikt erklärt, dass wir nur zu dem Fahrer ins Auto steigen dürften, welcher uns vor unseren Augen anruft. So stand er dann schließlich einen Meter von uns entfernt und telefonierte mit uns, um uns zu beweisen, dass er der richtige Transport ist und nicht versucht uns auszurauben :) Aber Sicherheit geht bei unserer ‚Meme‘ eben vor. 


Im kleinen Dörfchen ‚Okantaya‘ angekommen, waren wir zwar alle todmüde, doch Rebecca konnte es kaum erwarten, uns alles zu zeigen. So warteten wir bi Sonnenaufgang, bis die kleine Dorfführung begann. Das Dorf hat insgesamt nicht einmal 200 Einwohner uns ist über eine riesige Fläche verstreut, da jedes Familienhäusschen von Feldern umgeben wird. 


Rebecca bat uns, zu allererst mit ihr zum Friedhof zu gehen, um ihre Vorfahren zu begrüßen und ihnen Wasser als Gastgeschenk mitzubringen. Wir hatten eher erwartet, dass das Wasser auf den Gräbern verschüttet wir, anstatt dessen füllten wir Cola und Mountain Due Flaschen mit Wasser auf und legten diese auf die Gräber. So waren auf den meisten Gräbern anstatt Blumen eine Ansammlung von Plastikflaschen.

Nach dem anschließenden Frühstück machten wir uns auf, um Rebecca bei der Mahangu-Ernte zu helfen. Mahangu ist eine Art Mais und die Kolben müssen von Hand mit einem Messer abgeschnitten und in Körben gesammelt werden. Anschließend werden sie getrocknet, bis die Körnchen einfach herausgelöst werden und zu dem sogenannte ‚Mahangu-Pap‘, eine Art Maisbrei, verarbeitet werden können.


Die ekelhaftesten Heuschrecken, die wir jemals gesehen hatten mussten wir immer wieder von den Mahangus verteiben, bevor wir diese erneten konnten...


In diesen Behältern wird das geerntete Mahangu gelagert und getrocknet.

Zudem halfen wir Rebecca bei der Ernte ihrer Wassermelonen, welche innen zwar fast komplett weiß waren, da es in diesem Jahr viel zu wenig Regen gab, die jedoch trotzdem besser schmeckten als alle Melonen die ich zuvor probiert hatte.
 
Nach der Ernte in der prallen Sonne waren wir so erschöpft, dass wir uns erst einmal einen kleinen Mittagschlaf genehmigten.

Auch das ‚Badezimmer‘ war nicht ganz so, wie man es von zuhause gewöhnt ist. Die Dusche bestand aus einem kleinen, offenen ‚Freiluftraum‘, in welchem ein kaputter Plastikstuhl, ein Eimer (braunes) Wasser und eine Tasse, um sich mit dem Wasser zu übergießen, befand. Die Toilette war ein kleines Plumpsklohäusschen, circa 200m vom Haus entfernt, sodass man sich immer zweimal überlegen musste, nachts zur Toilette zu gehen oder doch einfach liegen zu bleiben.




Da es zwar eigentlich eine Trinkwasserleitung gibt, das Rohr jedoch beschädigt war, bekamen wir Wasser in Farbeimern von unserem Nachbarn vorbei gebracht. Diese wurden jedoch vermutlich zuvor nicht, oder nur ungründlich, gereinigt, denn unser Wasser schmeckte ziemlich nach Farbe.



Abends saßen wir gemütlich zusammen und aßen unseren Gemüsereis gemeinsam aus einem Topf, da wir zu faul waren, in unserem provisorischen Waschbecken alle Teller abzuspülen. Nebenbei erzählte uns Rebecca Geschichten aus ihrer Kindheit und dem Leben auf der Farm als kleines Mädchen. So erlaubte ihre Mutter beispielsweise nicht, dass sie die Schule besuchte, ihr Vater bestand jedoch darauf, was dazu führte, dass ihre Mutter sie manchmal vom Schulweg abhielt und sie stattdessen zu den Kühen schickte. Außerdem musste sie auf das Vieh im Wald aufpassen, wobei ihr ihr Vater erklärte, dass sie, falls sie einen Geparden sehen würde diesem direkt in die Augen schauen müsse, damit er verschwindet, sobald sie diese jedoch schließen würde, würde er angreifen und versuchen sie zu töten.





Um das kleine Grundstück vor Schlangen und Skorpionen zu schützen, verstreut Rebecca ein bestimmtes Pulver, welches die ungewollten Gäste abhalten soll. Außerdem sind auf dem gesamten Gelände spezielle Büsche gepflanzt, welche Schlangen fernhalten sollen.

Nach zwei gemütlichen Tagen in der abgelegenen Stille ging es dann auch wieder zurück in unsere Heimatstadt Windhoek. 



Samstag, 23. April 2016

Sossusvlei und Swakopmund

Nachdem wir das Osterwochenende eher untraditionell in unserer WG verbracht hatten, durfte ich am Ostermontag meine Mama vom Flughafen in Windhoek abholen.

Gemeinsam besuchten wir meine Schule und natürlich gab es für die Schüler meiner Klasse auch ein paar kleine Mitbringsel aus Deutschland.

Außerdem machten wir einen Ausflug zum Wildtierpark 'Duesternbrook', welchen ich letzten Herbst schon einmal mit den Mädels besucht hatte. Dort waren wir beim 'Cats Unlimited Drive' hautnah dabei, wie die beiden Gepardenmännchen und der Leopard des Parks gefüttert wurden.




Beim anschließenden zweistündigen 'Game Drive' konnten wir nicht nur Oryxe, Springböcke und Gnus beobachten, sondern sahen auch eine ganze Giraffenherde, ein Nashorn und Nilpferde.


Am nächsten Tag ging es dann weiter in die Küstenstadt 'Swakopmund', welche einen vollkommenen Kontrast zu der Haupstadt Windhoek darstellt. Nur selten kommt hier die Sonne heraus, das Wetter ist eher frisch, feucht und windig. Swakopmund ist eher deutsch angehaucht, was man sowohl an der Bauart der Häuser, als auch daran, dass überall Deutsch gesprochen wird und einige deutsche Läden zu finden sind, erkennt.


Neben Strandspaziergängen und gemütlichen Cafébesuchen machten wir außerdem eine 'Living Desert Tour'. Früh morgens wurden wir von einem Wüstenbakkie abgeholt und in die naheliegende Namib-Wüste gefahren, wo sich unser Guide auf die Suche nach allerlei kleinen Wüstenbewohnern machte. Wir hatten ziemliches Glück und sahen sowohl Gekkos, Eidechsen, Spinnen und Blindschleichen, als auch Wüstenschlangen und ein Chameleon. Zum Abschluss ging es dann noch mit Vollgas über die Dünen, so dass wir im Auto ziemlich hin und her geschleudert wurden.




Nach einem kurzen Zwischenstopp in Windhoek ging es dann mit einem Mietauto weiter in den Süden, genauer gesagt nach Solitaire. Mit unserem kleinen Polo ging es über Steine, Schlaglöcher und Sandstraßen, bis wir schließlich irgendwo im nirgendwo ankamen. 'Solitaire' war nicht viel mehr als eine Tankstelle und eine Bäckerei, in welcher es den angeblich 'besten Apfelkuchen Namibias' gibt. Fazit: Er war wirklich ziemlich lecker, aber ehrlich gesagt auch mein erster Apfelkuchen in Namibia :)

Nach einer Übernachtung auf der 'Solitaire Guest Farm' ging es dann am nächsten Morgen weiter nach Sesriem, wo sich die berühmte Sossusvlei-Düne befindet. Der Sand hier ist im Gegensatz zum gelben Wüstensand in Swakopmund eher rötlich-braun gefärbt. Nach zwei Stunden Fahrt erreichten wir den Eingang des Namib-Naukluft-Parks. Von dort aus ging es nochmal eine Stunde durch die Wüste, bis wir dann für das letzte Stück von einem Shuttle mitgenommen wurden.



Am Sossusvlei angekommen machten wir uns dann erst einmal auf eine kleine Dünenwanderung, welche wir uns ehrlich gesagt leichter vorgestellt hatten, als sie schließlich war. Schließlich hatten wir es jedoch geschafft und die Spitze der Düne erklommen.

Anschließend machten wir noch einen kurzen Abstecher zum sogenannten 'Deadvlei', eine Art 'toter Wald', mitten in der Wüste.

 Zurück in Windhoek angekommen war der gemeinsame auch schon fast vorbei. In den restlichen zwei Tagen besuchten wir noch die 'Havana Soup Kitchen' und besorgten ein paar letzte Souvenirs, bis es dann auch schließlich wieder Abschied nehmen hieß, 'bis in vier Monaten'. (Unglaublich, wie die Zeit verfliegt...)