Da unsere Gastmama Rebecca uns immer wieder von ihrer
kleinen Farm im Norden erzählte, beschlossen wir, sie bei ihrer nächsten Reise
dorthin zu besuchen, um zu sehen, wie das Leben in einem traditionellen
Ovambo-Dorf so abläuft.
Insgesamt 12 Stunden dauerte die Busfahrt nach Oshakati, wo
wir um 4 Uhr morgens ankamen und von einem Bekannten von Rebecca abgeholt
wurden. Sie hatte uns zuvor strikt erklärt, dass wir nur zu dem Fahrer ins Auto
steigen dürften, welcher uns vor unseren Augen anruft. So stand er dann
schließlich einen Meter von uns entfernt und telefonierte mit uns, um uns zu
beweisen, dass er der richtige Transport ist und nicht versucht uns auszurauben :) Aber Sicherheit geht
bei unserer ‚Meme‘ eben vor.
Im kleinen Dörfchen ‚Okantaya‘ angekommen, waren wir zwar
alle todmüde, doch Rebecca konnte es kaum erwarten, uns alles zu zeigen. So
warteten wir bi Sonnenaufgang, bis die kleine Dorfführung begann. Das Dorf hat
insgesamt nicht einmal 200 Einwohner uns ist über eine riesige Fläche
verstreut, da jedes Familienhäusschen von Feldern umgeben wird.
Rebecca bat uns, zu allererst mit ihr zum Friedhof zu gehen,
um ihre Vorfahren zu begrüßen und ihnen Wasser als Gastgeschenk mitzubringen.
Wir hatten eher erwartet, dass das Wasser auf den Gräbern verschüttet wir,
anstatt dessen füllten wir Cola und Mountain Due Flaschen mit Wasser auf und
legten diese auf die Gräber. So waren auf den meisten Gräbern anstatt Blumen
eine Ansammlung von Plastikflaschen.
Nach dem anschließenden Frühstück machten wir uns auf, um
Rebecca bei der Mahangu-Ernte zu helfen. Mahangu ist eine Art Mais und die
Kolben müssen von Hand mit einem Messer abgeschnitten und in Körben gesammelt
werden. Anschließend werden sie getrocknet, bis die Körnchen einfach
herausgelöst werden und zu dem sogenannte ‚Mahangu-Pap‘, eine Art Maisbrei,
verarbeitet werden können.
Die ekelhaftesten Heuschrecken, die wir jemals gesehen hatten mussten wir immer wieder von den Mahangus verteiben, bevor wir diese erneten konnten... |
In diesen Behältern wird das geerntete Mahangu gelagert und getrocknet. |
Zudem halfen wir Rebecca bei der Ernte ihrer Wassermelonen,
welche innen zwar fast komplett weiß waren, da es in diesem Jahr viel zu wenig
Regen gab, die jedoch trotzdem besser schmeckten als alle Melonen die ich zuvor
probiert hatte.
Nach der Ernte in der prallen Sonne waren wir so erschöpft,
dass wir uns erst einmal einen kleinen Mittagschlaf genehmigten.
Auch das ‚Badezimmer‘ war nicht ganz so, wie man es von
zuhause gewöhnt ist. Die Dusche bestand aus einem kleinen, offenen ‚Freiluftraum‘,
in welchem ein kaputter Plastikstuhl, ein Eimer (braunes) Wasser und eine
Tasse, um sich mit dem Wasser zu übergießen, befand. Die Toilette war ein
kleines Plumpsklohäusschen, circa 200m vom Haus entfernt, sodass man sich immer
zweimal überlegen musste, nachts zur Toilette zu gehen oder doch einfach liegen
zu bleiben.
Da es zwar eigentlich eine Trinkwasserleitung gibt, das Rohr
jedoch beschädigt war, bekamen wir Wasser in Farbeimern von unserem Nachbarn
vorbei gebracht. Diese wurden jedoch vermutlich zuvor nicht, oder nur
ungründlich, gereinigt, denn unser Wasser schmeckte ziemlich nach Farbe.
Abends saßen wir gemütlich zusammen und aßen unseren
Gemüsereis gemeinsam aus einem Topf, da wir zu faul waren, in unserem
provisorischen Waschbecken alle Teller abzuspülen. Nebenbei erzählte uns
Rebecca Geschichten aus ihrer Kindheit und dem Leben auf der Farm als kleines
Mädchen. So erlaubte ihre Mutter beispielsweise nicht, dass sie die Schule
besuchte, ihr Vater bestand jedoch darauf, was dazu führte, dass ihre Mutter
sie manchmal vom Schulweg abhielt und sie stattdessen zu den Kühen schickte. Außerdem
musste sie auf das Vieh im Wald aufpassen, wobei ihr ihr Vater erklärte, dass
sie, falls sie einen Geparden sehen würde diesem direkt in die Augen schauen
müsse, damit er verschwindet, sobald sie diese jedoch schließen würde, würde er
angreifen und versuchen sie zu töten.
Um das kleine Grundstück vor Schlangen und Skorpionen zu
schützen, verstreut Rebecca ein bestimmtes Pulver, welches die ungewollten
Gäste abhalten soll. Außerdem sind auf dem gesamten Gelände spezielle Büsche
gepflanzt, welche Schlangen fernhalten sollen.
Nach zwei gemütlichen Tagen in der abgelegenen Stille ging
es dann auch wieder zurück in unsere Heimatstadt Windhoek.