Sonntag, 15. Mai 2016

Von Ruinen und Wasserfällen



Nachdem die Abschlussexamen an der Havana Primary School geschrieben und korrigiert waren, wurden dann auch die Herbstferien eingeläutet. Den kompletten Mai haben die Schüler frei, bis sie dann in den zweiten Jahresabschnitt starten, welchen ich nicht einmal mehr ganz mitbekommen werde. Gerade einmal zweieinhalb Monate bleiben mir noch. Die Zeit rennt, rennt, rennt…

Um noch einmal einen anderen Teil vom Süden Afrikas zu sehen, entschlossen wir uns zu einer zehntägigen Backpacking-Tour in Simbabwe. Knapp vier Stunden flogen wir von Windhoek nach Harare, der Hauptstadt Simbabwes, mit Zwischenstopp in Lusaka in Sambia. 

Angekommen mussten wir uns zunächst einmal für die Visumsvergabe anstellen und fuhren anschließend mit dem Taxi in das ‚It’s a small world‘ Backpackers, wo wir drei Nächte im ‚Kilimanjaro‘ 12-Bett-Dorm verbrachten.

Da die Währung Simbabwes vor wenigen Jahren zusammenbrach, wird nun mit US-Dollars bezahlt. Überrascht (und natürlich auch ein wenig besorgt über den weiteren Verlauf unserer Reise) waren wir, als uns beim Versuch Geld abzuheben immer wieder gesagt wurde ‚There’s no money in this ATM‘. Schließlich wurden wir aufgeklärt, dass sich Simbabwe noch immer in einer Geldkrise befindet und zu wenig Geld im Umlauf ist, sodass es nicht selten passiert, dass alle Geldautomaten leer sind. Am nächsten Morgen hatten wir dann jedoch Glück und fanden einen einzigen funktionierenden Automaten, sodass wir gleich genug Geld abhoben um uns die nächsten Tage zu versorgen.

Im Gegensatz zu allen anderen Ländern, welche wir bisher besucht hatten ist Simbabwe außerdem extrem teuer. Eine 500g Packung Müsli kostet im Supermarkt zum Beispiel umgerechnet 8€.

Besonders auffällig in der Innenstadt Harares war für uns außerdem, dass wir die einzigen Weißen und außerdem fast die einzigen Touristen waren. Wie sich später herausstellte hängt das mit der Landenteignung der weißen Bauern in Simbabwe und dem korrupten Präsidenten zusammen. Denn obwohl insgesamt 5 Weltkulturerbe in Simbabwe zu finden sind, waren wir, abgesehen von den Victoriafällen, meist die einzigen Besucher an den Attraktionen.



Von Harare aus machten wir einen Tagesausflug an die sogenannten „Chinhoyi Caves“. Über zwei Stunden dauerte die Fahrt mit dem offenen Safariauto, welche sich ziemlich windig und kalt gestaltete.
An der Höhle angekommen, folgten wir einem kleinen Rundweg und konnten die Höhle mit dem unglaublich strahlenden, blauen Wasser bewundern. Die Tiefe der Höhle ist unbekannt und konnte noch nicht gemessen werden, doch die unendliche Tiefe ist vermutlich auch der Grund, für das klare, blaue Wasser. Selbst an den Decken wurde die blaue Farbe reflektiert und wirkte wie eine Beleuchtung.


Auf dem Rückweg nach Harare machten wir einen spontanen Zwischenstopp auf einer Tabakplantage und wurden vom Besitzer herumgeführt. Von der Ernte bis zum Verpacken konnten wir alle Schritte beobachten und durften uns sogar in die über 70°C heiße Trockenkammer wagen. In der eigentlichen Fabrikhalle arbeiteten unzählige Frauen und Männer und verarbeiteten die Tabakblätter. Dabei trugen sie keinerlei Mundschutz und man hörte ein durchgängiges Husten im gesamten Raum, sogar uns fiel nach wenigen Minuten das Atmen schwer und wir waren froh, wieder an der frischen Luft zu sein.




Am vierten Tag ging es dann weiter in vier Stunden entfernte Masvingo. Auf der Busfahrt standen immer wieder Männer auf, um im Bus zu predigen oder Zahnbürsten, Schokolade und Taschenlampen zu verkaufen. Ab Masvingo fuhren wir mit einem typisch afrikanischen Minibus weiter ans „Great Zimbabwe“.
 
Gemeinsam mit einem Guide besichtigten wir die Ruine der ehemaligen Königsresidenz, nach welcher das gesamte Land benannt wurde. Zunächst erklommen wir den Berg, auf welchem sich die Schlossruine des Königs befand, von welchem aus man einen tollen Ausblick auf die „Great Valley“ und die frühere Unterkunft der Königin hatte. 



Insgesamt fast zweihundert Frauen hatte der ehemalige König von Simbabwe, alle waren sie im Dorf um den Schlossberg untergebracht. Die Königin und die „meistgeliebte“ Frau des Königs hatten dabei ihre eigenen Unterkünfte, welche aus Stein erbaut wurden.



Nach der Besichtigung machten wir noch einen kleinen Abstecher in ein traditionelles „Shona“-Dorf, wo wir mit einem traditionellen Tanz begrüßt wurden.



Die anschließende Nacht verbrachten wir als einzige Gäste in einem ziemlich heruntergekommenen und verlassenen 36-Bett-Schlafsaal, welcher eher einer Horrorfilmkulisse glich. Auch die Fledermäuse in den Dächern trugen nicht dazu bei, dass wir uns wohler fühlten, sodass wir am Ende einfach das Licht beim Schlafen anließen.



Am nächsten Morgen fuhren wir dann auch schon weiter nach „Bulawayo“, unserer nächsten Station der Rundreise. Von dort aus besichtigten wir die „Khami-Ruinen“, welche der Sohn des Königs, welcher in Great Simbabwe regierte, bauen ließ. Er wollte sein eigenes Königreich schaffen, flüchtete vor seinem Vater und suchte hier Schutz vor seinen Feinden.



Nach einem kurzen Mittagessen im Minibus fuhren wir weiter zum „Matopo Nationalpark“, wo wir erstaunliche Felsformationen bewundern konnten. Unter anderem gab es hier den Felsblock, welcher „chinesischer Mann“ genannt wird.



Außerdem konnten wir noch einige Felsmalereien begutachten, bevor es nach einem wunderschönen Sonnenuntergang wieder zurück in unser Backpackers ging.



Ein kurzer Besuch eines Secondhand Marktes und des Arts & Crafts Marktes beendeten schließlich unseren Aufenthalt in Bulawayo. Nächster Stopp: Victoria Falls.

Bereits im Dezember hatten wir die höchsten Wasserfälle der Welt besichtigt, allerdings von der sambischen Seite. Außerdem waren die Fälle nun, gegen Ende der Regenzeit, um einiges voller, als sie bei unserem letzten Besuch gewesen waren. In der gesamten Stadt war der Sprühnebel der Fälle zu spüren und nach unserer Rundtour waren wir wortwörtlich triefend nass. 



Nach einem letzten Abend in Sambia, welches von den Victoriafällen zu Fuß zu erreichen war, machten wir uns auf die 22-stündige Busfahrt, zurück ins ruhige Windhoek.