Seit Beginn unseres Schuljahres Mitte Januar ist nicht allzu
viel Spannendes passiert. Die ersten vier Wochen fand so gut wie gar kein
Unterricht statt, da ein Teil der Klassenzimmer nicht genutzt werden konnte.
Während der Sommerferien wurde das Dach vom Wind herunter geweht und die Wände
wölbten sich bereits, da es mehrfach hinein geregnet hatte. Außerdem waren noch
keine Stundenpläne gemacht, sodass viele Lehrer noch nicht einmal wussten,
welche Fächer und Klassen sie unterrichten würden. Für uns hieß das dann auch viel
Herumsitzen und Däumchen drehen.
Zweimal pro Woche fand Leichtathletiktraining statt, da die
Kinder an einem Wettkampf gegen 30 weitere Schulen aus Windhoek antreten
sollten. Obwohl wir die einzige Schule ohne eigene Trikots und Equipment waren,
schlugen sich die Kinder vor allem bei den Lauf- und Sprintdisziplinen gar
nicht mal so schlecht.
Auch in meinem Schulalltag gab es eine kleine Änderung. Da
die 4. Klasse nun nicht mehr nur von einem Klassenlehrer, sondern von mehreren
Fachlehrern unterrichtet wird, musste ich mich wieder auf bestimmte Fächer
festlegen. Mrs. Pinias, welche ich schon im letzten Jahr begleitete, wurde für
den Unterricht in Naturwissenschaften, Religion und Kunst eingeteilt, sodass
ich sie auch weiterhin die meiste Zeit im Unterricht unterstütze. Da ich jedoch
weiterhin, wenigstens ein paar Mathematikstunden haben wollte, besuche ich nun
für 2-3 Stunden pro Tag Mr. Mbongo, welcher hauptsächlich die 5.Klassen
unterrichtet.
Da wir momentan nicht genug vom Reisen bekommen können und
möglichst viele Eindrücke aus unserer Umgebung mitnehmen wollen, fuhr ich
gemeinsam mit 4 weiteren Freiwilligen für eine Woche nach Kapstadt. Die
Busfahrt dauerte 24 Stunden, sodass wir heilfroh waren, als wir endlich in
einer von Südafrikas Hauptstädten ankamen.
Kapstadt wirkt eher wie eine europäische Hauptstadt und
besonders beeindruckend war für uns, dass die Großstadt von Bergen und Meer
umgeben war, sodass man nach nur wenigen Minuten Fahrt in der freien Natur war.
Kaum hatten wir in unserem Backpackers eingecheckt, ging es
auch schon los: Wir wollten den Lion’s Head, den kleinen Bruder des Tafelbergs,
besteigen, um von dort den Sonnenuntergang zu beobachten. Leider waren wir
etwas spät dran, sodass die Sonne leider schon auf halbem Wege unterging.
Dennoch war der Ausblick auf die Stadt und das Meer einfach atemberaubend.
Durch die ‚Free Walking Tour‘ bekamen wir einen Einblick in
den Stadtteil ‘District 6’, in welchem früher einmal Menschen verschiedenster
Kulturen glücklich gemeinsam lebten, bis die Regierung Südafrikas über Nacht
alle Häuser abriss und die Menschen in ein Gebiet abseits der Stadt umsiedelte.
Bis heute sind 80% von District 6 unbebaut und die Wiederbesiedelung ist ein
langwieriger Prozess.
Neben Shopping auf der berühmten ‚Long Street‘, Besuchen am ‚Victora‘
Hafen, im botanischen Garten und auf verschiedenen Food Märkten waren wir
außerdem auf ‚Robben Island‘, der Insel, auf welcher Nelson Mandela gefangen
gehalten wurde. Ungefähr eine Stunde dauerte die Bootsfahrt vom Hafen bis zur
Insel. Dort machten wir zunächst eine Rundfahrt mit dem Bus und fuhren an einem
Lepra-Friedhof, einem Aussichtspunkt und an einem Steinbruch, an welchem Nelson
Mandela und seine Mitgefangenen früher arbeiten mussten, vorbei. Anschließend
wurden wir von einem ehemaligen Häftling durch das Gefängnis und die Zellen geführt.
Mit dem eigentlichen Ziel, das Kap der Guten Hoffnung zu
erreichen, setzten wir uns an unserem vorletzten Tag in den Zug, welcher an der
Küste entlang fuhr. Nach circa eineinhalb Stunden erreichten wir Simon’s Town,
wo wir einen kurzen Zwischenstopp am ‚Boulders Beach‘ einlegen wollten, wo sich
unzählige afrikanische Pinguine tummelten und über ihre Nester wachten.
Da es
bereits später war als geplant und ein Trip ans Kap relativ teuer ist,
entschlossen wir uns, wieder zurück nach Kapstadt zu fahren und unterwegs ein
wenig am Strand zu entspannen. Dazu waren wir dann mehr oder weniger gezwungen,
denn – typisch afrikanisch – fuhren plötzlich keine Züge mehr bis nach Simon’s Town.
Nach knapp zwei Stunden Wartezeit wurde dann endlich ein Shuttle organisiert,
welcher uns zurück in die Stadt brachte.
Nach einem kurzen Besuch in Bookap, dem Stadtteil, in
welchem früher die jüdische Bevölkerung Kapstadts lebte und welcher durch die
vielen bunten Häusschen einfach unverkennbar ist, entschlossen wir uns zu einem
erneuten Versuch den Lion’s Head zu besteigen. Ohne passendes Schuhwerk, dafür
mit umso mehr Einkaufstüten bepackt machten wir uns an die Wanderung und
tatsächlich erreichten wir nach 1 ½ Stunden, knapp vor Sonnenuntergang, die
Spitze des Berges.
An unserem letzten Tag in Kapstadt war nochmal ein bisschen
Action beim Ziplining angesagt. Insgesamt sieben Seilbahnen befanden sich
zwischen den Bergen hinter dem Tafelberg. Mit einem Klettergurt ausgerüstet wurden
wir von unseren Guides an den Bahnen ‚festgehakt‘ und durften dann über die
Täler bis zur anderen Seite ‚entlangrutschen‘. Anschließend fuhren wir dann
noch auf den weltberühmten Tafelberg, wo wir einen kleinen Spaziergang
unternahmen und die wunderschöne Aussicht genossen.
Nach einer letzten Nacht im ‚Capetown Backpackers‘ stand
dann auch schon die Heimreise zurück nach Namibia an, der wir sowohl mit einem
lachenden als auch mit einem weinenden Auge entgegenblickten :)
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