Nach unseren letzten, erholsamen Ferien geht es jetzt in
unseren letzten Schulabschnitt. Ziemlich genau 2 Monate bleiben uns noch bevor
wir dann auch schon wieder Abschied nehmen müssen.
Nun möchte ich euch aber noch ein bisschen von unserem
Alltagsleben, den Unterschieden zu Deutschland und den Eigenheiten der Namibier
berichten.
Von unserer Gastfamilie wurden wir anfangs immer etwas
schief angeschaut, als wir uns mittags nach der Schule und zum Abendessen alle
gemeinsam an den Tisch gesetzt, gekocht und gegessen haben. Hier ist es üblich,
dass einer kocht und sich jeder, wann er eben Hunger bekommt, seinen Teil nimmt
und diesen irgendwo im Stehen oder auf dem eigenen Zimmer ist.
Zudem kochen, putzen und spülen eigentlich nur die Frauen,
sodass unsere Jungs schon mehrmals beim Abwaschen oder Wäsche aufhängen gefragt
wurden, wieso sie das denn nicht die Mädels machen lassen würden.
Besuch von außerhalb ist, vor allem für Mädels, ein Tabu,
sodass nicht einmal unsere dreißigjährige Gastschwester ihre (vor allem
männlichen) Freunde mit nach Hause bringen darf.
Die Essgewohnheiten der Namibier unterscheiden sich zudem
ziemlich von denen der Deutschen. Gegessen wird nicht wie in Deutschland
dreimal am Tag, sondern meist nur ein- oder zweimal am Tag und zwar früh
morgens und spät abends. Dann gibt es eigentlich so gut wie immer Fleisch und
als Beilage Porridge, Kartoffeln oder Nudeln. Eine Mahlzeit ohne Fleisch ist
außerdem keine richtige Mahlzeit und Hähnchen zählt dabei gar nicht richtig zu
den Fleischsorten. Um zudem auszugleichen, dass nur einmal pro Tag gegessen
wird, kommt dann pro Person gefühlt ein Liter Öl in’s Essen.
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Typisches "Kapana" - gegrilltes Rindfleisch und "Fatcakes" |
Außerdem lieben die Namibier alle Sorten von Fast Food, an
jeder Ecke ist ein KFC oder ein anderes Fast Food Restaurant zu finden. Dazu
gibt es alle möglichen Sorten von „Cooldrinks“ (meist grüne, rote oder orange
Getränke, die eigentlich nur nach Zucker schmecken).
Das Frühstück meiner Schulkinder besteht meist aus Chips
oder den sogenannten „Fatcakes“, das sind in Öl frittierte, süße Teigbällchen.
Ist es mal wieder kurz vor Ende des Monats – also kurz vor
Zahltag – haben viele Menschen kein Geld mehr und werden dann auch entsprechend
kreativ, was das Essen angeht und es gibt dann auch einfach mal Mahlzeiten wie
Zuckerwasser oder Nudeln/Reis mit Öl und Zucker.
Öffentliche Verkehrsmittel in Windhoek bedeutet Taxis. Diese
findet man immer, überall und wird dann sogar angehupt, wenn der Fahrer einen
mitnehmen möchte. Im Taxi bezahlt man dann nur für den eigenen Platz, in den
meisten Fällen um die 60 Cent, was bedeutet, dass die Taxis meist randvoll
gestopft werden, bis jeder Sitz besetzt ist. Anschnaller werden nur auf den
vorderen Plätzen benutzt und im Notfall wird auch unsere gesamte Gruppe mit 6 –
10 Personen in einem einzigen Taxi mitgenommen.
Momentan ist Winteranfang und nachts kann es bereits um die
0 Grad haben. Heizungen gibt es keine, was bedeutet, dass man sich in Pullover
und viele Lagen von Decken einkuscheln muss, um
beim Schlafen nicht zu frieren. Dicke Winterdecken gibt es nämlich auch
nicht zu kaufen, da bleibt nur die Zwiebelschichtenlösung, Wärmflaschen und
heiße Tees.
Namibier sind unglaublich freundliche und gesellige
Menschen, zur Begrüßung wird man immer gleich gefragt wie es einem geht und man
lernt schnell neue Leute kennen. Zudem sind die Menschen sehr offen und
unvoreingenommen. Oberflächliche Aspekte wie Kleidung, Frisuren oder Ähnliches
spielen eine viel geringere Rolle als in Deutschland. Auch in der Schule fällt
es immer wieder auf, dass die Kinder sich untereinander kaum hänseln, sondern
eher gegenseitig helfen.
Auch mit dem Thema HIV wird offen umgegangen. Vor allem im
Stadtteil Havana ist die Rate der HIV-Infizierten erschreckend hoch. Auch in
meinen Klassen gibt es einige infizierte Kinder, welche regelmäßig das
Klassenzimmer verlassen müssen um ihre Medikamente zu nehmen. Die anderen
Kinder wissen von der Krankheit, trotzdem wird keiner ausgeschlossen, sondern
jeder gleich behandelt. Dennoch wissen die Kinder Bescheid, dass sie vorsichtig
sein müssen und einen Lehrer informieren, sollte sich jemand das Knie
aufschlagen oder Nasenbluten bekommen.
Zum Schluss gibt es noch ein paar Ovambo-Weißheiten:
-
Wer abends die Sterne zählt, pinkelt nachts in‘s
Bett!
-
Wer seinem Freund / Freundin Schuhe kauft
riskiert, dass er/sie damit wegrennt!
-
Geld beim Bezahlen oder Gewürze am Essenstisch dürfen niemals hinter dem Rücken eines anderen gereicht werden!
-
Wer gemeinsam mit dem Partner duscht, wäscht die
Liebe ab!
-
Geld auf dem Bett bringt Unglück!
-
Wer gemeinsam nach Hause kommt muss dasselbe Tor
/ dieselbe Tür benutzen!
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